ABSCHIEDSREDEN

Grußwort

zur Verabschiedung des Bürgermeisters Helene Hofmann, Stadt Bad Sachsa (Harz), am 31. Oktober 2014 durch den Geschäftsführer des NST Dr. Jan Arning

Sehr geehrter Herr Böhm, sehr geehrter Herr Liebing,
meine sehr geehrten Damen und Herren,
liebe Frau Hofmann,

Sie werden heute im Beisein Ihrer Familie, Ihrer Freunde und Ihrer beruflichen und politischen Weggefährten in den Ruhestand verabschiedet. Die Stadt Bad Sachsa ist Mitglied im Niedersächsischen Städtetag. Daher darf auch ich als Geschäftsführer des Niedersächsischen Städtetages an Ihrer Feier teilnehmen. Ich bin gern nach Bad Sachsa gereist und freue mich auf einen schönen, gemeinsamen Nachmittag.

Zunächst aber möchte ich Ihnen, sehr geehrte Frau Hofmann, die herzlichen Grüße des Präsidenten des Niedersächsischen Städtetages, dem Oberbürgermeister der Hansestadt Lüneburg Herrn Ulrich Mädge, ausrichten. Mit diesen Grüßen verbinde ich den Dank unseres Präsidiums für Ihre jahrelange ehrenamtliche Tätigkeit in den Gremien unseres Verbandes.

Meine sehr geehrten Damen und Herren, sehr geehrte Frau Hofmann,

Sie haben sich vielfältige Verdienste um die Stadt Bad Sachsa und um den Niedersächsischen Städtetag zu erworben. Herr Böhm und Herr Liebing haben Ihr Wirken für die Stadt Bad Sachsa bereits ausführlich – und besser als ich das aus der Ferne jemals könnte - dargestellt. Mir ist in Erinnerung geblieben, dass die Stadt Bad Sachsa unter Ihrer Leitung einen harten Konsolidierungskurs fahren musste, dadurch mittlerweile aber wieder auf gutem Weg ist. Weiterhin haben Sie kräftig in Kinderbetreuung und Ganztagsangebote an Schulen investiert. Das sind Zukunftsinvestitionen, die sich rentieren werden. Und nicht zuletzt übergeben Sie Ihrem Nachfolger eine Verwaltung, die effektiv arbeitet und auch künftig einen wichtigen Beitrag für die weitere Entwicklung der Stadt Bad Sachsa leisten wird.

Damit komme ich, sehr geehrter Frau Hofmann, zum Niedersächsischen Städtetag.

Dem Niedersächsischen Städtetag gehören 125 Städte, Gemeinden und Samtgemeinden mit 4,7 Mio. Einwohnerinnen und Einwohnern an. Damit repräsentiert er rund 60% der Bevölkerung unseres Landes. Der Niedersächsische Städtetag vertritt als kommunaler Spitzenverband die Interessen seiner Mitglieder gegenüber Landesregierung, Landtag und Öffentlichkeit. Er berät seine Mitglieder und sorgt für Erfahrungsaustausch.

Der Niedersächsische Städtetag ist ein eingetragener Verein. Unsere Mitglieder sind die Städte – also in ihrem Fall die Stadt Bad Sachsa - und nicht die Hauptverwaltungsbeamten. Gleichwohl sind für die Präsenz eines Mitgliedes im Niedersächsischen Städtetag natürlich die Aktivität und der Einsatz des Hauptverwaltungsbeamten ausschlaggebend. Denn wie das bei Vereinen immer so ist: Es gibt aktive und passive Mitglieder. Unter Ihrer Leitung, sehr geehrte Frau Hofmann, war die Stadt Bad Sachsa ein sehr aktives und ein sehr präsentes Mitglied im Niedersächsischen Städtetag.

Im Niedersächsischen Städtetag haben Sie eine Vielzahl von Funktionen und Ämter ausgeübt:
Sie haben einerseits – wie man so schön sagt – die Kärrnerarbeit gemacht und mehr als 15 Jahre in unserem Planungs- und Bauausschuss sowie unserem Sozial- und Gesundheitsausschuss mitgewirkt. Dafür gebührt Ihnen unser besonderer Dank. Denn wir als kommunaler Spitzenverband sind darauf angewiesen, dass Fachleute aus der kommunalen Praxis mit ihrem Erfahrungsschatz in unseren Gremien mitwirken. Nur so können wir dem Land und dem Bund gegenüber die Anliegen unserer Mitglieder mit den bestmöglichen Argumenten vertreten. Sie haben sich durch ihren langjährigen Einsatz aber auch einen Platz in unseren beiden wichtigsten Gremien, dem Präsidium und dem geschäftsführenden Präsidium, erarbeitet. Zum Geschäftsführenden Präsidium muss man wissen, dass hier bisher nur 4 unserer 126 Mitgliedsstädte vertreten sind. Darüber hinaus haben Sie seit 2006 die Bezirkskonferenz Braunschweig des Niedersächsischen Städtetages geleitet.

Meine sehr geehrten Damen und Herren,

nun werden sich sicherlich einige hier im Saal laut oder leise fragen: Was hat das denn Bad Sachsa gebracht?

Ich könnte jetzt einzelne Maßnahmen aufzählen, bspw. den Abschluss des Zukunftsvertrages Ihrer Stadt mit dem Land Niedersachsen in 2013. Im Rahmen einer Entschuldungskommission verhandeln die kommunalen Spitzenverbände und damit auch der Niedersächsische Städtetag mit dem Innenministerium über Umfang und Höhe der Konsolidierungsmaßnahmen. Und im Fall Bad Sachse haben wir mit dem Innenministerium natürlich besonders hart verhandelt.

Ich glaube aber, dass der tiefere Wert Ihres Engagements im Niedersächsischen Städtetag für Bad Sachsa in einem ganz anderen Bereich lag: Nach meiner Einschätzung gibt es nämlich, wenn man etwas überspitzt, zwei Typen von Bürgermeisterinnen und Bürgermeistern:

Die einen verlassen Ihre Stadt so gut wie nie, nicht einmal im Urlaub. Dieser Typ ist natürlich immer präsent und ansprechbar, was in der Regel bei den Bürgerinnen und Bürgern gut ankommt. Aber immer „im eigenen Saft schmoren?“ Wird eine Bürgermeisterin oder ein Bürgermeister so wirklich zum Ideengeber, zum Innovator? Wohl kaum.

Der andere Typ ist das genaue Gegenteil. Wir haben in diesen Tagen den Oberbürgermeister einer niedersächsischen Großstadt verabschiedet, der sich voll und ganz dem Thema Internationalisierung seiner Stadt verschrieben und viele, viele Auslandsreisen durchgeführt hat. Dies hatte auch durchaus messbare und sehr positive Effekte für seine Stadt, aber ich denke, die eine oder andere Bürgerin oder der eine oder andere Bürger hätte sich doch ein Stück mehr Präsenz, Ortsverbundenheit und Nähe gewünscht.

Sehr geehrte Frau Hofmann,

Sie haben, wie ich finde, einen guten Mittelweg gefunden. Sie waren in Ihrer Stadt, in Bad Sachsa präsent. Sie haben aber sicherlich auch die vielen Ideen, Informationen und die Kontakte, die Sie über Ihr Engagement im Niedersächsischen Städtetag gewonnen haben, gewinnbringend für Ihre Stadt eingesetzt. Denn nur wenige Bürgermeisterinnen und Bürgermeister dieser Region sind und waren im Land und mit dem Land so gut vernetzt wie Sie.

Sehr geehrte Frau Hofmann,

zum Dank für die von Ihnen im Verband geleistete Arbeit möchte ich Ihnen ein kleines Geschenk machen. Das war gar nicht so einfach, da Sie das Geschenk für Ihre Tätigkeit im Präsidium des Niedersächsischen Städtetages bereits erhalten haben. Auf der Städteversammlung in Oldenburg Anfang des Monats hat Ihnen unser Präsident, Ulrich Mädge, bereits das Niedersachsenross der Porzellanmanufaktur Fürstenberg überreicht.

Da der Niedersächsische Städtetag aber ein kommunaler Spitzenverband mit angeschlossenem Porzellanhandel ist, musste ich nicht lange nach einem weiteren Geschenk der Firma Fürstenberg suchen. Ich habe Ihnen eine Vase mitgebracht, die Sie, wenn ich mir die Zahl der Blumensträuße ansehe, die Ihnen heute geschenkt worden sind, auch gut gebrauchen können.

Sehr geehrte Frau Hofmann,

für Ihren wohlverdienten Ruhestand wünsche ich Ihnen Glück, Muße und nicht zuletzt Gesundheit. Und haben Sie nochmals vielen Dank für Ihr überragendes Engagement im Niedersächsischen Städtetag!

 

"Kehraus" Verabschiedung BGM Hofmann

1. stellv. BGM Ralph Boehm

Wir haben heute was zu feiern!

18 Jahre hat die Ehe zwischen den Bürgern und Bürgerinnen der Stadt Bad Sachsa und ihrer Bürgermeisterin gehalten. 18 Jahre wurden das Rathaus / wurde die Stadt gut geführt!

Das werden vielleicht nicht alle so sehen! Dessen bin ich mir durchaus bewußt aber - gerade das ist auch gut so!- Meine Damen und Herren!

Wie bei einer richtigen Ehe kann es auch mal zu einer Scheidung kommen. Und wenn sich der Rosenkrieg erstmal gelegt hat, wird man mit zeitlichem Abstand feststellen, was diese 18 Jahre Ehe in Bad Sachsa erreicht haben.

Lassen Sie mich als Trauzeuge an 1996 zurückdenken:
Es war eine Liebesheirat! Die damalige Wahl des Partners, geprägt von den gesetzlichen Änderungen, weg von der Zweigleisigkeit hin zu einem Bürgermeisteramt, direkt gewählt von den Bürgern unserer Stadt, hatte etwas von Aufbruch-Stimmung. Der Himmel für die neue Bürgermeisterin Helene Hofmann, die SPD wie auch die Bürger und Bürgerinnen war rosarot und hing voller Geigen. Endlich ein roter Farbtupfer in dem ansonsten vor- herrschenden grau, denn Frau hatte die Hosen an, wenn es manchmal auch ein rotes Kleid war! Man hatte Visionen! Und Frau insbesondere! Und das war auch nötig - denn die Aufgaben waren nicht einfach:

Insbesondere die Gesundheitsreform um 1990 herum hatte zu drastischen Einschnitten bei der Kur geführt (zu Zuzahlungen der Versicherten, weniger Verschreibungen) bis hin zu Schließungen von diversen Kurkliniken: Das war für Hamburg, Hannover oder Braunschweig nicht von Relevanz - für einen ausgesprochenen Kurort, der über 1000 Jahre nichts anderes hatte als seine idyllische Lage eingebettet in seinen eigenen schönen Stadtwald - also seine Natur und die damit verbundene gute Luft - war es lebensbedrohlich. Unser heilklimatischer Kurort verlor in jenen Jahren rund 7 große Gesundheitliche Einrichtungen wie Kurkliniken und das Kinderkrankenhaus im Borntal (DAK, AOK, Eisenbahner, Bundeswehr, Kirchliche Träger). Das führte im Laufe der Jahre zu einem Aderlaß von rund 350 qualifizierten Arbeitsplätzen (insbesondere bei jüngeren Leuten - …. vielleicht erinnert sich noch der eine oder andere Anwesende an die Kinderkrankenschwestern, die aus Nord-Deutschland - insbesondere Norderney - kamen und ihr 2. Lehrjahr hier in Bad Sachsa verbrachten…. Manche Sachsaer Ehe ist hieraus hervorgegangen! Und mancher Bevölkerungsrückgang konnte so ein wenig kompensiert werden! Aber durch die Schließungen gingen nicht nur Arbeits- und Ausbildungsplätze verloren, sondern einher ging natürlich auch die Bevölkerung zurück. Der kurze Aufschwung durch die Grenzöffnung kaschierte manche Schwäche für kurze Zeit. Aber die Auflösung des Zonenrandgebietes, die Schaffung eines Hochsubventionsgebietes 3 km weiter, führte zu weiteren Abwanderungen an Arbeitsplätzen. Bad Sachsa verlor allein durch all diese überregionalen Entwicklungen circa 1000 bis 1500 Einwohner - und da war der Begriff des Demographischen Wandels noch gar nicht geboren!

Seit dem sind wir gemeinsam ein Stückchen älter geworden. Und manche Veränderung ist gemeinsam mit Politik, Verwaltung, Ehrenamtlichen, Parteien und vielen Einzelnen gestaltet und sichtbar.

Lassen Sie mich exemplarisch nur 3 Bereiche skizzieren:

  1. Durch Einwerben und Einfordern von Fördergeldern, auch gegen teilweise erheblichen Widerstand aus Teilen des eigenen Stadtrates, sind Millionen in die Verschönerung unseres Ortes geflossen, zum Einen in den öffentlichen Bereich und zum Anderen in den privaten Bereich: fast 100 Häuser haben im Ramen der Stadtsanierung von den Mitteln profitiert, und somit haben auch das Handwerk und die Menschen Arbeit und Lohn, Ausbildung und Fortbildung! Die Hinwendung vom ehemaligen Kurort hin zum Tourismus- und Fremdenverkehrsort ist auf dem Weg! Unsere Stadt braucht den Vergleich mit anderen nicht scheuen und kann sich heute mehr denn je sehen lassen!
  2. Die Kindergartenlandschaft in Bad Sachsa wird heute im Kreis Osterode als vorbildlich bezeichnet und von den Eltern geschätzt. Neben dem kompletten Schulangebot von Kleinauf bis zum Abitur am Pädagogium sind die sozialen und die kulturellen Faktoren, genannt seien Jugendzentrum, Bibliothek und die Museen, tragende Säulen im Werben um Einwohner, gerade in schwierigen Zeiten.
  3. nicht ganz unerheblich - die Haushaltskonsolidierung. Bei all den getätigten Investitionen in den strukturellen Bereich kann, nach heutigem Stand, der Haushalt der Stadt über viele Jahre ausgeglichen sein! Sachsa hat fast 10 Millionen über die Eigenentschuldung erhalten können, weil im Ausgabenbereich Einsparungen vorgenommen wurden und die Bürger, teilweise sehr schmerzhaft, ihen Anteil in Form von Steuern und Abgaben geleistet haben und weiterhin leisten werden.

Diese und viele andere Änderungen haben dazu geführt, daß Bad Sachsa meines Wissens nach weit und breit die einzige ländliche Kommune ist, die einen positiven Wanderungssaldo aufweisen kann. Zu deutsch: Bad Sachsa ist seit rund 10 Jahren so attraktiv, daß mehr Leute zuziehen als wegziehen! Wenn es gelänge, die Lebenserwartung, die in Bad Sachsa übrigens höher sein soll als anderswo, Wenn es also gelänge, die Lebenserwartung zu steigern, könnte man sogar dem Demografischen Wandel ein Schnippchen schlagen! Aus meiner Sicht jedenfalls ist heute eine Balance in der Stadt Bad Sachsa gegeben, die es zu Bewahren gilt!

Dieser Weg bis heute war manchmal dornig, aber die Liebe zwischen der Bevölkerung und ihrer "Helene" hielt. Rote Rosen (bei uns eher rotweiß) gab es mehrfach. So wurden die Liebesschwüre seitens der Bürger und Bürgerinnen wiederholt bekräftigt wie in den Wahlen 2001 und 2006.

Allerdings gab es auch Schattenseiten, denn:Nemo placet omnibus zu deutsch: "allen Menschen recht getan, ist eine Kunst, die niemand kann". Und glauben Sie mir, man hat in 18 Jahren Ehe genügend Zeit, dem Partner und anderen auf die Füsse zu treten! Mancher Ehestreit, im Nachherein betrachtet, hätte sich vielleicht vermeiden lassen…

Aber es liegt m. E. zum einen im persönlich Verständnis von Führung - es liegt aber auch im gesetzlichen Anspruch an das Bürgermeister-Amt. Wenn es denn genau diese 18 Jahre Ehe zurück liegt, daß die Eingleisigkeit in Niedersachsen eingeführt wurde, Niedersachsen war das letzte Bundesland, welches diesen Schritt tat, so sind doch immer noch die Ansichten unterschiedlich und die Kämpfe, wer was zu bestimmen hat, werden teilweise ich drücke mich bewußt vorsichtig aus, mit harten Bandagen geführt; schäbige Tiefschläge unter die Gürtellinie werden von manchen gezielt in Kauf genommen! Aber die Demokratie wird es richten - da bin ich ganz sicher!

Das die Liebe in diesem Jahr dann doch so schnell erkaltete, war dann doch ein wenig überraschend! Aber so ist das Leben! Und als Demokratin durch und durch wird es Dir nicht schwer gefallen sein, diesen Zustand zu realisieren und zu akzeptieren. Auch haben sich in letzter Zeit die Gerüchte verdichtet, daß Du ein wenig fremd gegangen seist. Sogar von göttlichem Segen ist die Rede. Vielleicht ist die neue Liebe wie ein neues Leben!

Sehr geehrte Frau Bürgermeisterin! Nein! - In der Bevölkerung bist Du Helene!

Also: Liebe Helene!
Als Dein Erster Stellvertretender Bürgermeister bedanke ich mich bei Dir ausdrücklich für die guten 18 Jahre

und als ehemaliger Trauzeuge möchte ich Dir 2 Ratschläge mit auf den weiteren Weg geben Zum einen: genieße die Zeit mit Ulrich!
Zum anderen: mache es nicht so wie einer Deiner Vorgänger, der ehemalige ehrenamtliche Vorgänger, der in Vierter Ehe seine erste Gemahlin nochmals nahm. Denn so wichtig ist Sachsa nun auch wieder nicht.

Dank Dir für 18 gute Jahre - Lass uns feiern!
Last uns darauf gemeinsam anstoßen!